In São Paulo steht der Bau des entworfenen Denkmals kurz bevor. In einem Kurzbericht teilt das Projektteam die bisherigen Schritte und den aktuellen Stand der Arbeiten mit uns.
Ein Bericht von Ronny Möller, projektverantwortlicher Lehrer an der Deutschen Schule São Paulo in Brasilien.
Gemeinsam mit allen am Entwicklungsprozess Beteiligten, hierzu gehören der Architekt Luiz Biasi und sein Architekturbüro, der Kurator Ricardo Ramalho, die Lehrer Herr Rempel, Frau Naka und Herr Möller und nicht zuletzt, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 13 B des Colégio Humboldt, haben wir in den letzten Wochen die Planungen unseres Projektes vorangetrieben.
Nach mehr als zehn Treffen mit Lehrern und Schülern seit Oktober 2019 wurde aus verschiedensten Schülervorschlägen einer ausgewählt und das Denkmal daraufhin in weiteren kreativen Sitzungen weiter definiert.
Zum Vorschlag der Schüler haben wir am 14. Februar 2020 ein wichtiges Treffen abgehalten, bei dem mehrere Details diskutiert, abgestimmt und vom Architekten mit zusätzlichen Zeichnungen ergänzt und verfeinert wurden.
Im März 2020 erstellte der Architekt eine 3D-Zeichnung als ersten Entwurf. Hier wurden dann noch weitere Modulationen in der äußeren Form und der inneren Ausgestaltung vorgenommen. So mussten wir beispielsweise darauf achten, dass die äußere Form im ursprünglichen Charakter erhalten bleibt und eine gewisse Höhe erreicht wird, um aus Sicherheitsgründen das Hinaufklettern zu erschweren. Auch wurden die Ausmaße in Höhe und Breite des Denkmals nochmals verringert. Die Kosten mussten wir ebenfalls im Blick behalten, wordurch zum Beispiel die runden Oberlichter aus der Planung gefallen sind. In diesem langwierigen aber sehr fruchtbaren Findungsprozess entstand letztendlich eine sehr den unseren Vorstellungen entsprechende Version.

Neben dem kreativen war auch der administrative Prozess mit viel Aufwand verbunden. Mit Hilfe der Schuldirektion, vor allem dem Direktor der Verwaltung, mussten die verschiedenen Gremien (z.B. der Schulvorstand) von unserem Vorhaben überzeugt werden. Nach vielen Sitzungen konnten schlussendlich alle Zweifel, die sich weniger auf inhaltliche als auf finanzielle Aspekte bezogen, ausgeräumt und der Bau genehmigt werden.

Glücklicherweise hatten wir diesen Prozess der Planung noch vor der Corona-Krise und der damit verbundenen Schulschließung weitestgehend zum Abschluss bringen können. Der von der ZfA gewährte zeitliche Aufschub kam uns dabei nicht ungelegen. In Videokonferenzen wurden daraufhin die weiteren Schritte mit allen Beteiligten besprochen.
Nach knapp einem Jahr der Planung, erfolgt im Juni nun hoffentlich endlich der erste Spatenstich für die Baumaßnahmen. Vamos ver.

Das Projekt wird gefördert im Rahmen des Wettbewerbs „Erinnern für die Gegenwart“. Deutsche Auslandsschulen und Deutsch-Profil-Schulen setzen sich mit ihrer Schulgeschichte und dem historischen Umfeld der Schule auseinander. Wie hat man sich verhalten gegenüber Kolonialismus, Nationalsozialismus, Diktatur oder Menschenfeindlichkeit? Ziel ist, Erinnerungskultur, Toleranz und Demokratieverständnis zu stärken und auch auf heutige Formen der Diskriminierung aufmerksam zu machen. Schülerinnen und Schüler sind an der Projektentwicklung zentral beteiligt.
„Erinnern für die Gegenwart“ ist eine Initiative von Bundesaußenminister Heiko Maas und wird umgesetzt von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).
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