Am 2. Oktober 2020 wurden der Schulgemeinde im Rahmen der Feierlichkeiten zur deutschen Wiedervereinigung an der Deutschen Schule Cali die Ergebnisse zum Projekt Erinnern für die Gegenwart der „Alltag in Diktaturen – Das Leben in der DDR“ vorgestellt. Der 3. Oktober als offizielles Ende der DDR und Beginn des Übergangs von einer Diktatur zur Demokratie war der historische Rahmen, in dem die Projektarbeiten der Schüler und Schülerinnen einem breiten Publikum präsentiert werden konnten.
Ein Bericht von Daniela Duffner, Lehrerin an der Deutschen Schule Cali in Kolumbien.
Zuvor hatte die Corona-Pandemie, wie an den meisten anderen Orten der Welt auch, den Vorbereitungen des Projekts einen Strich durch die Rechnung gemacht: Kurz vor der geplanten Aufführung des Theaterstücks und der Eröffnung der begleitenden Ausstellung zum Leben in der DDR, wurde die Schule geschlossen und der Unterricht virtuell fortgesetzt. Damit war die große Veranstaltung an der Schule, wie angedacht, nicht mehr möglich. Aber auch die Virtualität bietet, trotz allen Einschränkungen und Grenzen, eine Vielzahl an Möglichkeiten und so verwandelten wir das Projekt zum Leben und Alltag in der DDR in eine digital zugängliche Version.
Das Drehbuch des Theaters wurde leicht umgeschrieben und so angepasst, dass daraus ein Hörspiel entstehen konnte. Basierend auf den von den Schülern und Schülerinnen verfassten Dialogen für das Theaterstück wurden die verschiedenen Stimmen aufgenommen, geschnitten, mit Geräuschen unterlegt und mit Bildern visualisiert.
Aus den Fotos der Ausstellung entstand eine digitale Broschüre, in der das Publikum vieles über verschiedene Aspekte des Lebens in der DDR-Diktatur erfährt, auch der Besuch des Zeitzeugen Herrn Peter Keup ist als besondere Veranstaltung des vergangenen Schuljahres in der Ausstellungsbroschüre aufgenommen .
Im Zuge der projektbegleitenden Mitarbeit der Klasse 12 zum Thema „Leben in Diktaturen“ entstand im virtuellen Unterricht ein digitales Filmheft zu Soy Cuba, eine sowjetisch-kubanischen Koproduktion aus dem Jahr 1964 und eine digitale Schülerzeitung Spektrum – Kunst und Kulturpolitik in Diktaturen.
Während der fast zweistündigen Videokonferenz zum 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung konnten der Schulgemeinde und dem interessierten Publikum in feierlichem und offiziellen Rahmen die Projektergebnisse gezeigt werden. Die Konferenz wurde von Video-Ansprachen des deutschen Botschafters in Kolumbien, Herrn Peter Ptassek, dem Honorarkonsul in Cali, Gehard Thyben und dem Zeitzeugen des Projekts, Herrn Peter Keup, begleitet. Für alle, deren Interesse durch dieses Projekt geweckt wurde, werden das Hörspiel, die Ausstellungsbroschüre und die erarbeiteten Produkte zum Leben in Diktaturen in Kürze auf dieser Homepage zugänglich sein.
Das Projekt wird gefördert im Rahmen des Wettbewerbs „Erinnern für die Gegenwart“. Deutsche Auslandsschulen und Deutsch-Profil-Schulen setzen sich mit ihrer Schulgeschichte und dem historischen Umfeld der Schule auseinander. Wie hat man sich verhalten gegenüber Kolonialismus, Nationalsozialismus, Diktatur oder Menschenfeindlichkeit? Ziel ist, Erinnerungskultur, Toleranz und Demokratieverständnis zu stärken und auch auf heutige Formen der Diskriminierung aufmerksam zu machen. Schülerinnen und Schüler sind an der Projektentwicklung zentral beteiligt.
„Erinnern für die Gegenwart“ ist eine Initiative von Bundesaußenminister Heiko Maas und wird umgesetzt von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).
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