© Thomas Imo/photothek.net

Liebe Schülerinnen und Schüler,

stellt Euch vor: Ihr könnt Eure Wunschschule nicht mehr besuchen. Ihr dürft nicht mehr mit Euren Freunden in denselben Sportverein gehen. Eure Klassenkameraden wollen plötzlich nichts mehr mit Euch zu tun haben, schauen beschämt zur Seite, wenn sie Euch sehen, wechseln die Straßenseite oder spucken Euch vor die Füße. Eure Eltern dürfen nicht mehr arbeiten. Ihr müsst Eure Heimat verlassen.

Unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist das alles im Deutschland der 1930er und 1940er Jahre passiert. Das ist noch gar nicht so lange her. Und es war erst der Anfang.

Damit so etwas nie wieder vorkommt, brauchen wir die Erinnerung und die Bereitschaft, hieraus zu lernen. Aktuelle Entwicklungen zeigen uns: Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind in unserem Alltag auch heute leider keine Ausnahmen. Auch nicht an Schulen. Sie zeigen, dass wir uns noch immer zu wenig mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Wer die eigene Geschichte nicht gut kennt, wird leicht zu einem Opfer von falschen Behauptungen.

Daher habe ich den Projektwettbewerb „Erinnern für die Gegenwart“ ins Leben gerufen, der sich an alle 140 Deutschen Auslandsschulen richtet. Viele dieser Schulen existieren bereits seit mehr als 100 Jahren und blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Aber auch die „jüngeren“ Schulen haben natürlich eine Geschichte.

Gefragt sind Eure kreativen Beiträge, die sich mit der Geschichte Eurer Schule auseinandersetzen, besonders auch mit den schwierigen Zeiten. Wie sah der Alltag an der Schule aus, als in Deutschland die Nationalsozialisten herrschten? Gab es Spannungen an der Schule? Wie hat sich die Schule unter kolonialer Herrschaft verhalten? Wie hat sich ein Einparteien-System auf die Schule ausgewirkt? Was bedeutet das damalige Verhalten für uns heute? Gibt es abschreckende Beispiele? Gibt es Vorbilder?

Eure Projekte werden den Blick auf Eure Schule erweitern. Durch ein kritisches „Erinnern für die Gegenwart“ werdet Ihr spannende und lehrreiche Dinge entdecken. Ich freue mich auf Eure Beiträge.

Bundesaußenminister
Heiko Maas

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